Pflanzenkohle, das "schwarze Gold der Landwirtschaft", ist richtig eingesetzt, ein Wundermittel: weniger Nährstoffverluste bei der Fütterung, geruchsarme Ställe, da die Kohle Fäulnis hemmt und damit Ammoniak- und Methanbildung, gesündere Tiere. Pflanzenkohle ist Träger für organische Dünger und mindert gleichzeitig die Nährstoffauswaschung, insbesondere von Nitrat, auf Äckern und Weiden. Sie fördert die Bodenorganismen und -pilze, absorbiert Regenwasser in nassen Zeiten und speichert es für trockene und sie begünstigt, insbesondere bei regenerativer Landwirtschaft, Humusaufbau und die Bodenfruchtbarkeit!
Landwirte, die Pflanzenkohle auf ihren Betrieben korrekt verwenden, profitieren von all diesen wunderbaren Eigenschaften und noch einigen mehr. Und sie werden gleichzeitig zu Klimaschützern. Pflanzenkohle wird von der Mikrobiologie nur äusserst langsam abgebaut. Das bedeutet, dass jedes Kohlenstoffteilchen, das in Form von Pflanzenkohle in den Boden gelangt, auch für Hunderte, wenn nicht Tausende von Jahren da bleibt, und zwar mit all seinen positiven Eigenschaften.
Was ist Pflanzenkohle?
Pflanzenkohle (in Deutschland oft auch Biokohle genannt) wird durch die Verkohlung von organischem Material hergestellt: Man setzt pflanzliche oder tierische Substanz Temperaturen von 380 °C bis maximal 1000 °C aus. Indem man die erhitzte Biomasse unter Luftabschluss hält, verbrennt sie nicht zu Asche, sondern sie verkohlt lediglich. Während dieser sogenannten Pyrolyse wird das in der Biomasse vorhandene Wasser abgespalten, und es entstehen Wärme, Synthesegase und Pflanzenkohle. Diese Gase werden verbrannt und erhitzen wiederum die nachrückende Pflanzenmasse.
Die Kontrolle von Produktion und Qualität von Pflanzenkohle wird durch die sogenannten EBC-Richtlinien und über die entsprechende Zertifizierung sichergestellt.
Franz Keiser installierte im Jahre 2012 zusammen mit einigen Partnern und Freunden auf seinem Hof in Neuheim ZG eine der ersten Pyrolyseanlagen der Schweiz. Dieses Jahr gewann die Familie Keiser für ihre Verdienste den AgroPreis 2019.
Anwendung von Pflanzenkohle in der Landwirtschaft
Pflanzenkohle ist extrem porös. Insbesondere, wenn sie nach der Pyrolyse mit Wasser schockartig gekühlt wird, verfügt sie über eine gewaltige Oberfläche. In diesen Poren befinden sich auch immer noch die Mineralstoffe aus der ursprünglichen Biomasse. Pflanzenkohle darf jedoch nicht in den Boden gelangen, ohne vorherige weitere Behandlung! Bevor man sie auf das Feld oder die Weide gibt, muss man die Kohle unbedingt "aufladen". Das heisst, die unendlich vielen Poren und Schründe der Kohlenoberflächen müssen mit Nährstoffen gefüllt und mit Mikroorganismen besiedelt werden. Indem man die Kohle ins Futter gibt oder sie in den Stall einstreut und mit dem Mist anschliessend fermentiert oder kompostiert, erhält sie Zeit und Gelegenheit, sich mit Nährstoffen und Mikroorganismen "vollzusaugen". Wer unbehandelte Pflanzenkohle ausfährt, muss mit Ertragseinbussen rechnen, da "ungeladene" Kohle dem Boden aktiv Nährstoffe entzieht.
Die Verfütterung und die Einstreu von Pflanzenkohle in die Ställe verbessert nachweislich die Gesundheit der Tiere und verhindert Fäulnis und Gerüche im Stall. Die eingesparten Kosten für Tierarztbesuche, medizinische Behandlungen und Produktausfälle übersteigen oft die Kosten für die Beschaffung der Kohle. Bereits jetzt rentiert also der Einsatz von Pflanzenkohle - und da hat sie die positiven Effekte auf den Feldern und Wiesen noch gar nicht entfaltet.
Mit dem Ausbringen des Mists oder des Kompostes gelangt die nun "aktivierte" Kohle in den Boden. Die Nährstoffe sind in den Kohlepartikeln gut versorgt und werden nur sehr langsam ausgewaschen. Die nützlichen Bakterienstämme und Pilze verfügen zudem über wunderbar ausgestattete "Wohnungen". Auch wenn sie in ausgelaugten Boden gelangen, haben sie angesichts der gefüllten Vorratskammern gute Überlebenschancen, sind vital und bereit für den symbiotischen Nährstoffaustausch mit den Kulturpflanzen. Die Nährstoffe sind somit für die Wurzeln der Feldfrüchte leicht verfügbar, was sich über besseres Wachstum und robustere Pflanzengesundheit unmittelbar bemerkbar macht.
Eine direkte grossflächige Applikation von aufgeladener Pflanzenkohle ist angesichts der Kosten nicht angebracht. Allerdings empfiehlt sich manchmal eine Wurzelapplikation. Mehr Informationen hierüber findet man unten in den Links.
Zulassung
Pflanzekohle wurde in der Schweiz über die Düngemittelverordnung 2013 provisorisch und dann 2016 definitiv zugelassen. Zum Schluss sei noch einmal betont: Pflanzenkohle ist kein Düngemittel, sondern ein ideales Trägermittel für Pflanzennährstoffe und ein ausgezeichnetes Habitat für Mikroorganismen und damit ein äusserst wertvolles agronomisches Werkzeug.
Quellen und Informationen
Klimapositive Landwirtschaft, Ithaka Journal, 201. Zum Artikel
Terra Preta: Modell einer Kulturtechnik, von Hans-Peter Schmidt. Zum Artikel
Zertifizierung von Pflanzenkohle: European Biochar Cerificate EBC
Wurzelapplikation von Pflanzenkohle: Zu den Infos
Konkrete Tipps für die Anwendung von Pflanzenkohle in der Tierhaltung
Fachverband für Pflanzenkohle und Pyrolyse: charnet.ch
Zulassung Pflanzenkohle: Schweizerische Dünger-Verordnung
Pflanzenkohle bestellen
Weitere Links
Veranstaltungen zum Thema Humusaufbau im deutschsprachigen Raum
Zu guter Letzt
Kon-Tiki:
Comments